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25.04.2018 - Gefangen in der Codeshare-Hölle

Um eine Optimierung der Preisstrukturen und eine Ausweitung der Streckennetze zu erreichen, setzen die Fluggesellschaften auf ausgewählte Allianzen. Sie nutzen Synergien, welche sich durch Zusammenschlüsse mit anderen Fluglinien ergeben. So weit, so gut. Der nachfolgende Bericht von Travelnews - Autor Tom Brühwiler zeigt eine bekannte Schattenseite dessen auf - Die vorzeitigen Sitzplatzreservationen.

Reisebüros haben heutzutage mit dem Internet einerseits einen ernst zu nehmenden Konkurrenten, können sich aber nach wie vor mit spezifischen Details vom automatisierten und unpersönlichen Buchungsprozess im Netz abheben. Neben der persönlichen Beratung und dem direkten Kundenkontakt birgt die Buchung im Reisebüro auch bei der nachfolgenden Thematik Vorteile. Mit den Buchungssystemen, welche Reisebüros für die Reservationen nutzen, können ärgerliche, zeitraubende Reservations-Probleme verhindert werden!

Text Travelnews vom 25.4.18

Flugallianzen, so hat uns das clevere Airline-Marketing die letzten Jahrzehnte gelehrt, sind etwas vom besten, was einem als Passagier passieren kann. Damit kann man in den hintersten Winkel der Welt fliegen, selbst wenn die Wunschgesellschaft nicht dorthin fliegt.

Möglich machts ein simpler Trick: Das Codesharing. Während der Operating Carrier bei einem Codeshare-Flug in der Regel von einer besseren Auslastung seiner Flüge profitiert, können sich die Marketing- oder Kooperationspartner mit einem Streckennetz brüsten, das sie selber gar nicht abdecken. Das sieht nicht nur mächtig gut aus, sondern steht, wie es etwa auf der Star Alliance-Website heisst, auch für einen «herausragenden Kundenservice».

Genauer betrachtet sind solche Codeshare-Verbindungen aber nur ein ziemlich mieser Trick, um den Passagier zu einem Gast zweiter Klasse zu machen. Ein Beispiel gefällig?

Bei Google Flights habe ich mir vor kurzem eine Reise zusammengeklickt und bei United gebucht. Die Reise beinhaltet einen Flug von Zürich nach München (mit Helvetic), von München nach Denver (mit Lufthansa), von Denver nach San Francisco (mit United) und endet mit einem Rückflug direkt von San Francisco zurück nach Zürich (mit Swiss). Eigentlich eine tolle Sache, denn dank Codeshare-Flügen kann ich das alles auf einem Ticket abfliegen.

«Als Kunde ist das einfach nur eine grosse Enttäuschung»

Doch nach der Buchung beginnt das Theater. Sitzplätze reservieren? Mit einem Codeshare-Flug so gut wie unmöglich. Auf der United-Website durfte ich immerhin Plätze für den von der Airline durchgeführten Flug auswählen. Aber dann: Auf den Websites von Swiss und Lufthansa bekommt der Codeshare-Fluggast schnell zu merken, dass er eher unerwünscht ist. Eine Sitzplatzreservierung? Geht nicht.

Also ein Anruf bei United. Sorry Sir, Codeshare-Flüge? Nein, da könne man keine Sitzplätze im voraus buchen. Kein Zugriff... Auch bei der Swiss-Hotline dieselbe Auskunft: «Wir haben keinen Zugriff auf die Sitzplätze», heisst es da. Noch nicht mal für den Flug, den Swiss selbst durchführt. Immerhin: Bei Lufthansa hat sich der Agent ordentlich ins Zeug gelegt und mir zumindest für den Lufthansa-eigenen Flug entsprechende Sitze reservieren können. Chapeau! Aber nur «manuell», wie er meinte, automatisch ginge so was nicht. Danke!

Liebe Airline- und Flugallianz-Manager: Als Kunde ist das einfach nur eine grosse Enttäuschung. Es ist nur schlecht nachvollziehbar, wieso es im 21. Jahrhundert nicht möglich sein soll, Sitzplätze bei einem Codeshare-Partner zu reservieren.

Kaufe ich ein Einzelticket, dann verkauft ihr mir neben Reiseversicherungen, A-la-carte-Menus und anderen Dingen auch gerne noch die Sitzplatzreservierung dazu. Schliesslich, und das ist wohl unbestritten, verdient ihr auch ganz gut daran. Wieso verzichtet ihr dann bei Codeshare-Flügen darauf und lasst den Kunden stattdessen mit einer Sitzplatz-Wundertüte («Sie sehen dann beim Check-In, was halt noch so frei ist…») in der Codeshare-Hölle stehen?